Ekaterina Moré lebt seit 28 Jahren in Deutschland. 1976 in St. Petersburg geboren, hat sie einige Jahre auf der Halbinsel Kamschatka und am Japanischen Meer verbracht und erinnert sich: „Schon damals war Frieden ein gewisser Kult, das Schönste, was man sich vorstellen konnte.“ Und auch Ekaterina Porizko, 1989 nahe Moskau geboren und seit gut acht Jahren in Meerbusch, betont: „Wir wünschen uns Frieden. Konflikte können nicht durch Krieg und Gewalt gelöst werden.“ Der Krieg zwischen ihrem Heimatland und der Ukraine ruft bei der Künstlerin und Kantorin Gefühle hervor, die sich zwischen Hilflosigkeit und Angst bewegen
„Dass ein Krieg in Europa möglich ist, habe ich nicht geglaubt“, erklärt auch Ekaterina Moré, die sich bei internationalen Ausstellungen mit ihren künstlerischen Arbeiten vorwiegend zum Thema Frauen in der modernen Welt einen Namen gemacht hat. Angst hat sie um Verwandte und Bekannte in Russland und vor allem um ihre Freundin Swetlana in der Ukraine.
Die lebte mit ihrem Mann und der elfjährigen Tochter in Charkiw – zuletzt ohne Strom und Wasser – und ist jetzt auf der Flucht mit ihrer Schwester und deren zwei kleinen Kindern im „mehr oder weniger sicheren Lwiw“ angekommen: „Dort haben sie zumindest etwas zu essen und werden überlegen, wie es weitergeht, ob sie den Weg zu uns nach Deutschland aufnehmen.“ Kennengelernt haben sich Ekaterina Moré und Swetlana in einer Online-Lesegruppe, die seit zwei Jahren existiert. Daran nehmen Literatur-Interessierte aus Weißrussland, der Ukraine und Deutschland teil: „Wir sprechen alle russisch und tauschen uns über unterschiedliche Themen aus. Die Palette der Emotionen ist angesichts des Kriegs besonders breit.“
In den sozialen Medien war vor wenigen Tagen ein Video von der Tochter der Freundin beim Flötenspiel der ukrainischen Nationalhymne am Fenster in Charkiw zu sehen. „Eigentlich ist das zu riskant, die Gefahr, dass man verletzt wird, ist sehr groß. Aber die Musik sollte den Menschen Kraft geben und helfen, die eigene Angst zu verdrängen“, erklärt Ekaterina Moré. Sie betont, dass die Ukrainer, die ihr Leben riskieren, für die Freiheit in Europa kämpfen: „Das finde ich bewundernswert.“ Auch in diesen Tagen greift die Künstlerin zu Stift und Pinsel: „Das Malen motiviert mich.“ Ein Teil der Erlöse aus den verkauften Bildern stiftet sie einer Organisation, die die Ukraine unterstützt. Ekaterina Moré ist bekannt, dass viele Russen angesichts Putins Gewalt trotz der variierenden Informationen und Fakes sprachlos sind. Dazu erklärt Ekaterina Porizko: „Die Basis meiner Arbeit hier ist die Sehnsucht nach Frieden.“ Als Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Büderich gibt sie seit 2011 in Deutschland, Frankreich, Finnland, Russland und rund um die Baltischen Länder Konzerte. Sie erinnert sich: „Meine allererste Konzerttournee ins Ausland führte mich in die Ukraine.“ Die augenblicklichen kriegerischen Auseinandersetzungen dort seien nicht nur für sie erschütternd: „Der Krieg zerbricht die Herzen aller Menschen, die ich kenne.“
Porizkos Familie kommt aus ganz Europa, ihr Urgroßvater war Österreicher und der Vater in Russland als Ingenieur mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt: „Die Kontakte nach Europa waren immer intensiv“, erzählt sie. Ekaterina Porizko weiß, dass Glaube bewegen kann und dass es Freunden und Kollegen in Russland und der Ukraine guttut, wenn sie wissen, dass Deutschland hinter ihnen steht: „Unterstützende Gedanken stärken.“ Die Kantorin, deren Eltern in Russland leben, setzt auf ihren starken Glauben und wiederholt: „Frieden kann nicht mit Gewalt erreicht werden.“ Auf ihrem YouTube Channel gibt es täglich ein zehnminütiges Friedensgebet, auch in der Bethlehemkirche ist jeweils mittwochs um 18 Uhr die Teilnahme an derartigen Gebeten möglich. Die passenden Musikstücke wählt Ekaterina Porizko aus.
Sie und auch Ekaterina Moré finden, dass in den beteiligten Nationen auch zwischenmenschlich „etwas Schreckliches“ passiert ist. Die beiden Künstlerinnen sind in großer Sorge und hoffen auf baldigen Frieden: „Diesen Konflikt zu bewältigen, ist eine enorme Herausforderung.“ Die Malerin und die Musikerin sind für die zahlreichen Hilfsprojekte auch aus Meerbusch und dem Rhein-Keis Neuss dankbar. Sie hoffen nun, dass die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer auch bei der Integration unterstützt werden."
von Monika Götz