Missbrauch von künstlicher Intelligenz in der Kunst: Ein persönlicher Blick

Missbrauch von künstlicher Intelligenz in der Kunst: Ein persönlicher Blick

"Oh Gott, das sind ja hunderte von meinen Motiven – wie kann das sein?" Meine Freundin und begnadete Künstlerkollegin ist fassungslos. Und ich? Ich bin sprachlos. Dabei war es meine Idee, dass sie ihre Kunst auf Pinterest stellt, um mehr Sichtbarkeit zu bekommen. Als Künstler müssen wir heutzutage schließlich viel mehr tun, um wahrgenommen zu werden.

Doch dann passiert es. Kaum hat sie ihre magischen Landschaften hochgeladen, mit denen sie seit über 20 Jahren Herzen berührt, stößt sie auf Dutzende Bilder, die ihren zum Verwechseln ähnlich sehen. Der Schock sitzt tief. Was auf den ersten Blick aussieht wie ihre Werke, ist in Wahrheit mit künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Ein paar Sekunden Arbeit, ein paar Wörter eingegeben – und fertig ist das Bild. Keine Technik, keine Hingabe, keine Jahre an Erfahrung. Plötzlich sind wir Künstler mit einer Konkurrenz konfrontiert, die einfach per Klick entsteht.

 

Künstliche Intelligenz: Fluch oder Segen?

Zugegeben, KI kann faszinierend sein. Man gibt einen kurzen Text ein, und schon hat man ein fertiges Bild vor sich. Schnell, einfach, perfekt. Aber was ist mit uns, die wir unser ganzes Leben der Kunst gewidmet haben? Was ist mit der Leidenschaft, die in den Kunstwerken steckt? Mit den langen Tagen, in denen ein Werk Stück für Stück Gestalt annimmt? Oder manchmal gar nicht gelingt und die mühsame Arbeit einfach zerstört wird? KI-Werke überfluten die sozialen Medien und verdrängen dabei oft die Arbeit von Künstlern, die jahrelang an ihrem Stil gefeilt haben.

Das Gleiche passiert auch in der Musikindustrie. Musiker wie Billie Eilish, Stevie Wonder und Katy Perry haben längst gewarnt, dass KI in der Musik massiv missbraucht wird. Das gilt auch für die bildende Kunst. Auch hier braucht es dringend Aufklärung und Bewusstsein.

AI-Porträts

Bilder, die von künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Quelle: Pinterest

 

Warum echte Kunst von echten Künstlern?

Für mich ist das ähnlich wie mit den Beziehungen zu Menschen. Warum haben wir gerne echte Menschen um uns herum? Weil solche Beziehungen uns Energie geben, uns Freude und Trost spenden – aber auch manchmal nerven, ärgern und uns herausfordern. Menschen sind komplex, widersprüchlich und oft kompliziert. Künstler sind oft das perfekte Sinnbild für diese Komplexität, und genau das spiegelt sich in ihrer Kunst wider.

Die Auseinandersetzung mit echter Kunst bietet uns eine besondere Erfahrung: Sie hilft uns, unsere eigene Psyche zu erkunden und unsere Einzigartigkeit zu entdecken. Im Gegensatz dazu hat KI-Kunst für mich keine Seele. Sie ist beliebig, und durch ihre massenhafte Anfertigung und Verbreitung verliert sie ihren Wert. Sie wird inflationär, weil ihr das fehlt, was uns Menschen und unsere Kreativität ausmacht – die Tiefe und das echte Gefühl.

 

Was macht echte Kunst aus?

Vielleicht fragst Du Dich jetzt: "Wie erkenne ich denn, ob ein Bild wirklich von einem Künstler gemalt wurde oder ob es aus einer Maschine kommt?" Genau das ist eine Herausforderung, die uns alle betrifft. Auf den ersten Blick ist es oft schwer zu sagen. Aber es gibt ein paar Anhaltspunkte, die Dir helfen können.

  1. Achte darauf, ob der Künstler den Entstehungsprozess zeigt. Gibt es Bilder oder Videos, die zeigen, wie das Werk Schritt für Schritt entsteht? Wenn immer nur fertige Bilder präsentiert werden und der kreative Prozess im Verborgenen bleibt, ist Vorsicht geboten.
  2. Auch die Gedanken und Ideen, die hinter einem Werk stehen, sind ein wichtiger Hinweis. Ein echter Künstler teilt oft seine Inspirationen, spricht darüber, was ihn bewegt und welche Geschichten oder Emotionen in seinen Bildern stecken. Du spürst die Leidenschaft und die Persönlichkeit, die in jedem Werk mitschwingt.
  3. Eine weitere Frage, die Du Dir stellen kannst: Hat der Künstler schon vor dem Aufkommen der KI Kunst geschaffen, oder tauchte er plötzlich mit den neuen Technologien auf? Natürlich ist nichts Verwerfliches daran, neue Tools zu nutzen – es geht vielmehr um Transparenz. Ist der Künstler ehrlich darüber, wie er arbeitet?
  4. Und ja, es gibt inzwischen Technologien, mit denen KI-generierte Bilder auf Leinwand gedruckt werden, sodass sie wie echte Gemälde wirken. Wenn Du so ein Werk als günstige Dekoration für Dein Zuhause möchtest, ist das völlig in Ordnung. Aber wenn jemand versucht, Dir das als handgemalte Kunst zu verkaufen und dafür hohe Preise verlangt, dann ist Vorsicht angesagt. Das ist schlicht und einfach Betrug.

 

Künstler, zeigt euch!

Liebe Künstler, es ist wichtiger denn je, dass wir uns zeigen! Unsere Ideen, unsere Begeisterung, das, was uns antreibt – all das ist wertvoll! Es reicht nicht mehr, nur die fertigen Werke still in die Welt zu schicken und zu hoffen, dass sie von allein ihre Wirkung entfalten. Wir müssen sichtbar werden, unsere Geschichten erzählen, unsere Beweggründe teilen.

Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen und miteinander in Verbindung zu treten. Denn ganz ehrlich: Die Kunstwelt ist hart. Und das weißt Du genau, wenn Du davon lebst. Aber was wäre die Welt ohne echte Kunst? Ohne uns Künstler, die das Unsichtbare sichtbar machen, die menschliche Emotionen und Ideen in Farben, Formen und Bildern festhalten?

Ich denke oft an all die großartigen Künstler, die ich kenne – Menschen, die seit Jahrzehnten alles für ihre Kunst geben. Wie traurig wäre es, wenn ihre Werke durch KI-Missbrauch in den Hintergrund gedrängt würden? Denn Kunst ist so viel mehr als nur das Endergebnis. Es ist der Weg dorthin, das Leben des Künstlers, die Höhen und Tiefen, die in jedem Werk stecken. Das ist es, was Kunst wirklich besonders macht.

 

Die Herausforderung im Zeitalter der KI

Zurück zu meiner Freundin und den KI-Bildern, die ihren Werken zum Verwechseln ähnlich sind. Wir haben lange darüber gesprochen. Was tun? Wie umgehen mit der Tatsache, dass unsere mühevolle Arbeit jetzt mit perfekt generierten Bildern konkurriert? Es tut weh, keine Frage. Aber vielleicht liegt die Lösung darin, uns noch mehr zu zeigen – nicht nur die perfekten Endergebnisse, sondern auch den Weg dahin. Die kleinen Rückschläge, das echte Künstlerleben, das nicht immer perfekt ist. Vielleicht ist genau das, was uns unterscheidet. Unsere Menschlichkeit und unsere Lebensphilosophie.

 

Und jetzt?

Es bleibt die Frage: Was machst Du daraus? Was bedeutet es für Dich, wenn Kunst immer mehr von Maschinen gemacht wird?

Ich glaube, dass wir als Künstler eine Art moderne Heldenreise antreten. Unsere Kunst ist nicht perfekt, aber genau das macht sie so menschlich und inspirierend. Vielleicht wirst Du beim nächsten Kauf eines Kunstwerks genauer hinschauen. Vielleicht suchst Du Dir ein Werk, das Dich täglich daran erinnert, was echte, menschliche Kreativität bedeutet.

Denn Kunst ist mehr als nur ein Bild. Kunst ist Leben und menschliches Leben ist Kunst.

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