Ekaterina Moré hat im Lockdown ein neues Projekt entwickelt. Sie interviewt Künstler-Kollegen und stellt das Gespräch ins Netz. Damit möchte sie den Austausch fördern und den Horizont erweitern.
Eigentlich würde Ekaterina Moré es jetzt genießen, mit ihren Geschichten erzählenden Bildern kunstinteressierten Besuchern in Ausstellungsräumen eine Freude zu machen. Aber auch derartige Kunstpräsentationen hat der Lockdown unmöglich gemacht. „Ich habe die Corona-Zeit genutzt und ein neues cooles Projekt entstehen lassen“, erklärt die Meerbuscher Künstlerin. Um die Arbeit unterschiedlicher in Europa lebender Künstlerinnen und Künstler in dieser komplizierten Zeit vorzustellen, bietet sie ihnen eine Plattform für eigene Gedanken und auch den künstlerischen Austausch an: „Ich führe mit ihnen Interviews, die auf Youtube zu sehen sind.“
Zu den Interviews:
Angefangen hat Ekaterina Moré mit Künstlern, deren Arbeit sie bereits seit einigen Jahren kennt: „Wichtig ist, dass sie einen eigenen Stil haben. Mich interessiert die Motivation, die die Künstler bewegt und auch ihre Einstellung zur eigenen Arbeit.“ Ekaterina Moré, die in St. Petersburg in einer künstlerisch ambitionierten Familie aufgewachsen ist und seit 1996 in Deutschland lebt, erinnert daran, dass viele Künstler aus schwierigen Lebensverhältnissen kommen: „Ich bewundere die Fähigkeit dieser Menschen, Energie in etwas Produktives zu lenken. Diese Erfahrung könnte auch Menschen in allen anderen Berufen zugutekommen. “
Andererseits hat sie, die neben ihren farbenfrohen Bildern mit starker positiver Energie auch Glas- und Porzellankollektionen für die Rosenthal AG entworfen hat sowie Skulpturen aus Stahl und Plexiglas herstellt, beobachtet, dass bei einer Vernissage häufig die Arbeiten der Künstler in den Hintergrund treten: „Viele Besucher wollen selbst gesehen werden und an dem Ereignis teilhaben. Das finde ich sehr schade. Denn es gibt viele großartige Gedanken und interessante Lebenseinstellungen hinter den Kunstwerken.“
Im Gespräch von Künstlerin zu Künstlerin oder Künstler macht Ekaterina Moré derartige Gedanken sichtbar. Während der Unterhaltung, in lockeren Gesprächen, entsteht in einer Zoom-Aufzeichnung meist per Smartphone ein Video: „Das schneide ich später und blende dazu einige Arbeiten des Künstlers ein.“ Die Kunstrichtung ihrer Gesprächspartner interessiert Ekaterina Moré nicht – sie möchte wissen, was diesen kreativen Menschen ausmacht und überwindet durch dieses Projekt auch eigene Ängste, die durch eine Kamera entstehen. Sie möchte den Kunstschaffenden gerade jetzt eine Gesprächsplattform bieten: „Hier können sie ihre Gedanken mit der Welt teilen.“ Schließlich ist die Kunstszene bereits seit dem ersten Lockdown und der Schließung von Museen sowie vielen Galerien stark beunruhigt und fragt sich, wie das Leben nach Corona aussehen wird.
Ekaterina Moré, die von den Interviews als „Horizont-Erweiterung“ auch selbst profitiert, hat viele Ideen für neue Projekte entwickelt und ist zuversichtlich, dass es mit der Kunst weitergeht: „Wir sollten immer daran denken, dass es eine Zeit nach Corona gibt und wir einiges tun können, um aus der Krise mit mehr Stärke herauszukommen.“